Erziehung

Hier kommen wir zu einem sehr heiklen Thema. Nur wenig Menschen können so mit dem Shiba umgehen, wie er es benötigt.

Seine Intelligenz, sein Scharm und seine Charakterstärke lassen sehr häufig alle unsere Vorsätze und unser Wissen über andere Hunde im Schatten stehen. Viele Hunde hat man schon erzogen, viele Bücher gelesen und auch mit Problemhunden haben einige Leute schon Ihre Erfahrung gemacht. Mit einem Shiba wird man es auch schaffen! So oder ähnlich reagieren fast alle Welpenkäufer die sich für einen Shiba interessieren. Die Leute, die noch nie einen Hund hatten, sollten jetzt keine Angst bekommen, dass der Shiba für Sie vielleicht nicht in Frage käme, weil sie eben noch keine Hundeerfahrung hatten. Mir gefällt das oft viel besser. Häufig ist zu beobachten, dass diese Menschen noch viel Aufnahmefähiger sind, weil sie nichts verkehrt machen möchten. Sie nehmen gerne Ratschläge an und kommen auch sehr gut mit dem Shiba zurecht. Auch ich hatte, bevor bei uns ein Shiba ins Haus kam, keine Hundeerfahrung.

Ist dieser kleine Welpe dann ins Haus eingezogen, so sieht nach sehr kurzer Zeit alles ganz anders aus. Die eigenen Vorsätze sind dahin und ein „Nein sagen“ fällt immer schwerer. Man will dem Shiba nichts böses, er ist ja noch so klein, und es soll ihm an nichts fehlen. Er ist einfach nur süß! Ein richtig kleines Knuddeltierchen, was dann auch ruhig mal mit ins Bett darf. 

Geben Sie Ihrem Grundsatz nicht nach! Sie werden merken, wenn Sie auch mal nein sagen, wird ihr Shiba Sie aufmerksamer beobachten, als wenn Sie ihm alles durchgehen lassen. Hier ein Beispiel:  Sie sitzen auf einem Sofa und Ihr Shiba will zu Ihnen mit aufs Sofa. Sie sagen „nein“, Ihr Hund versucht es noch öfters, vielleicht sagen Sie ja doch noch „ja“. Bleiben Sie aber bei einem „nein“, dann legt er sich neben Sie und beobachtet genau, was Sie machen. Er ist immer auf Sie fixiert. Sagen Sie aber „ja“ und er liegt jetzt neben Ihnen auf dem Sofa, dann hat er seinen Willen und schläft. Alles andere ist uninteressant geworden. Bleiben Sie also hartnäckig. So ist es bei allen Übungen, die Sie mit Ihrem Shiba machen. Das, was Sie mit ihm machen wollen, müssen  Sie ruhig und ohne Zorn durchsetzen, gutes und ruhiges Zureden überzeugt ihn und er wird zu Ihnen Vertrauen finden.

Ein Shiba ist im Grunde sehr leicht zu erziehen, wenn man sehr konsequent ist, da aber die wenigsten Menschen wirklich konsequent sein können, so kann die Erziehung beim Shiba zum Problem werden.

Sie brauchen Ihren Shiba nicht abzurichten, im täglichem Zusammenleben müssen Sie nur das durchsetzen, was Sie von Ihrem Shiba erwarten.

Zum Beispiel: Wenn Sie ein Zimmer verlassen, indem sich auch Ihr Shiba befindet, so gehen Sie durch die Tür und sagen zu Ihrem Hund, er soll da bleiben. Kommt er jetzt trotzdem mit, setzen Sie ihn zurück und probieren Sie es wieder. Bis er begriffen hat, was Sie von ihm wollen. Später können Sie es  dann auch probieren, indem die Tür offen bleibt.

Sehr wichtig ist es, wenn der Hund mit im Auto fährt. Die Autotür öffnen darf nie für den Hund bedeuten, dass er raus darf.. Sie öffnen die Autotür, sagen zu dem Hund „Bleib“, warten etwas und dann sagen Sie „Komm“. Probiert er es aber doch, gleich beim Öffnen der Tür herauszuspringen, setzen Sie ihn sofort zurück und warten Sie etwas. Sie dürfen auch ruhig dabei etwas lauter werden, wenn ihr Shiba nicht hört, er muss merken, wenn er etwas nicht richtig macht. Nun kommt das sanfte Kommando „Komm“. Jetzt freut er sich und wird gelobt. Pobieren Sie es aber nie, wenn Sie selbst im Stress sind, dann geben Sie Kommandos und haben keine Zeit es auch durchzuführen. Ein Kommando, das gesagt wurde, muss durchgesetzt werden, dann weis Ihr Shiba, dass Sie es so meinen, was Sie sagen und er wird gehorchen. Geben Sie ein Kommando und lassen durchgehen, was Ihr Shiba macht, so hat er über Sie entschieden und hat somit bald kein Vertrauen mehr zu Ihnen, weil er Sie nicht ernst nehmen kann. Von nun an wird er immer öfter probieren Ihrem Kommando auszuweichen. Alle diese Vorgehen sind sehr schleichend, es sieht für uns Menschen so aus als haben wir alles im Griff, der Hund hört gut, auch beim freiem Laufen kommt er auf Kommando zurück. Es ist aber nur eine Frage der Zeit.

Lassen Sie es nicht soweit kommen, seien Sie sich dessen bewusst das der Shiba auch nur ein Hund ist.        

Die ersten 1 ½  Jahre vergehen sehr angenehm, jeder, der Sie mit diesem Hund sieht ist entzückt und auch Sie sind der Meinung, dass alles absolut gut mit der Erziehung geklappt hat. Das alles geht bei einem Rüden oft besser, als bei einer Hündin. Der Rüde ist total auf Sie fixiert, macht alles, was Sie wollen und auch wenn er frei läuft, hört er besser als die Hündin. Mit einem Rüden gibt es kaum ein Problem. Bei einer Hündin sehen diese 1 ½ Jahre etwas anders aus. Schon im ersten ½ Jahr muss man sie viel mehr Locken, damit die Hündin kommt. Ist sie draußen im Garten und sie soll herein kommen, man ruft, sie bleibt stehen, sie sieht Sie an, als wolle sie sagen... bin ich etwa gemeint?? Dann dreht sie sich um und geht genau in die andere Richtung. Manchmal kann man verzweifeln. Wenn man jetzt schimpft, dann geht gar nichts mehr, sie läuft weg und würde auch immer weiter weglaufen, wenn Sie die Shibahündin jetzt holen wollten. Nur mit guten Lockmitteln haben Sie jetzt eine Chance. Ist sie endlich gekommen, nun müssen Sie kräftig loben. Auch wenn Sie wütend sind! Allmählich wird es aber immer besser. Immer kräftig weiterüben, nur nicht nachgeben!!

 

Jetzt nach ca. 1 ½ Jahren (mal etwas früher, mal etwa später) geschied etwas seltsames, Ihr Rüde, der immer so gut gehört hat, versucht immer mehr seine Wege zu gehen, wie es ihm gefällt. Er wartet nicht mehr darauf, bis Sie sagen, dass Sie mit ihm „Gassi gehen“ wollen, sondern er hat es sich zu eigen gemacht, Ihnen zu sagen, wann es an der Zeit ist, nach draußen zu gehen. Schleichend hat er das Kommando übernommen. Auch weis Ihr Shiba ganz genau, wann seine Futterzeit ist. Sollten Sie vielleicht vergessen haben, ihn zu füttern? Er wird keine Ruhe lassen, bis er sein Futter bekommen hat. Viele Menschen freuen sich hierüber, aber Sie haben gar nicht verstanden, was diese Situation bedeutet! Ihr Hund hat Ihr Menschenrudel übernommen!!!!!

Wenn Sie diese Situationen bemerken und Zweifel daran haben, ob Sie wirklich noch der Boss sind, so machen Sie Gehorsamkeitsübungen mit ihm. Wird er mit Freude und Aufmerksamkeit Ihre Kommandos befolgen, so sind Sie noch immer sein Boss. Er akzeptiert Sie noch. Ist er aber neben Ihnen gelangweilt und alles andere ist für ihn wichtiger als Sie, dann ist er sein eigener Herr geworden. Jetzt sollten Sie andere Hilfe zu Rate ziehen, bevor er Herr über Sie wird.

Bei einer Hündin sieht es jetzt auch anders aus. In ihre Erziehung hat man schon so viel Zeit gesteckt, man ist fast immer konsequent geblieben, weil man ja wollte, dass sie kommt. Sie hat inzwischen durch Ihr konsequentes Handeln begriffen, wenn Sie „Komm“ rufen, dass Sie es auch so meinen und sie wird nun auch sofort kommen.

Beim Umgang mit anderen Hunden, Sie sollten das natürlich von Anfang an mit Ihrem Shiba geübt haben, passiert auch langsam ein Wandel. Ihr Rüde, der sich mit anderen Rüden, bis auf kleine Ausnahmen, gut verstanden hat, kann seinen Freund von heute an nicht mehr ausstehen. Sie knurren sich an und wenn man dieser Auseinandersetzung nicht aus dem Weg geht, könnte hieraus eine kleine, bis große Beißerei werden. Sehr häufig verstehen sich Shiba – Rüden nicht mit anderen Rüden! Sollten Sie merken, dass Ihr Rüde sich nicht gut mit anderen Rüden versteht, stellen sich seine Nackenhaare hoch, so lassen Sie es nicht darauf ankommen, wer der Stärkere ist. Wechseln Sie die Straßenseite und gehen Sie der Situation aus dem Weg. Sie könnten ihn ausschimpfen, aber es hat noch nie viel genützt. Aber loben Sie ihn bitte nicht. Wenn Sie diese Situation ignorieren und die Straßenseite wechseln, hat es fast mehr Erfolg.  Hat es erst mal einen Machtkampf gegeben, so wird er auch nicht dem nächsten aus dem Weg gehen.

Vereinzelt gibt es aber auch sehr harmlose Shiba – Rüden, die sich auch später noch mit anderen Rüden ohne Probleme vertragen, aber dann ist ihr typisch ranghoher Charakter nicht mehr vorhanden. Nicht, dass Sie nun glauben, mit einer Hündin ist hier alles viel einfacher. Auch eine Hündin kann sich ganz gut mit einer anderen Hündin streiten. Besonders in ihrer Läufigkeit muss man vorsichtig sein. Sie mag dann keine Rivalin neben sich dulden. Wenn die Läufigkeit vorüber ist, kann man vorsichtig wieder Kontakt mit anderen Hündinnen aufnehmen, man muss aber probieren, ob sie sich auch nach der Läufigkeit mit der anderen Hündin noch versteht.   

 

Langsam kehrt wieder der Alltag ein und es macht wieder richtig Spaß mit Ihrem Hund auszugehen. Alles klappt wieder wie am Schnürchen. Bis er ca. 5 Jahre alt ist.

Wieder merkt man, einen erneut stattgefundenen Wandel des Hundes. Jetzt erst ist er richtig erwachsen geworden. Er will nun sicher sein, ob Sie es sich auch verdient haben, dass Sie so lange der Rudelboss waren. Er wird wieder aufmüpfig, auch haben wir das Empfinden, wir müssen mit unserem Shiba mal wieder arbeiten. Kommandos müssen aufgefrischt werden. Merkt Ihr Shiba, dass Sie immer noch an der ersten Stelle stehen, dann haben Sie gewonnen; Ihr Shiba gibt auf und er wird sehr gut auf Sie hören.

Er weis jetzt, dass er sich voll und ganz auf Sie verlassen kann. Sie sind zu einem tollen Team zusammengewachsen.

Es lohnt sich also auch mal, "Nein“ zu sagen - und durchzusetzen!!! 

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Text mit freundlicher Genehmigung von Doris Raue "Benii Ken's" teilweise entnommen aus: